Interview

Als Grundstückseigentümerin plant Vitos Kurhessen entlang der Klostermauer mehrere inklusive Wohneinheiten, die den historischen Kontext der Anlage aufnehmen. Projektleiter Dr. Tom Müller schildert noch einmal was die Qualität des Quartiers ausmacht und welche Zielgruppen sie im Auge haben.

Herr Dr. Müller, in den Klostergärten auf der Breitenau sollen Häuser und Wohnungen gebaut werden. Welche Art von Quartier wird dort entstehen?
Wir wollen ein neues Quartier auf historischem Grund schaffen für Menschen, die heute schon bei uns leben, und für jene, die künftig mit uns ein einzigartiges Quartier als  Lebensraum teilen möchten. Vor allem aber wollen wir Teil der Gemeinde Guxhagen sein, in dem Ort aufgehen und dazu gehören.

Was wird die Qualität des Quartiers ausmachen?
Die Lage. Sie ist einzigartig. Wer kann schon in einem Klostergarten entlang einer Klostermauer leben? Und dann noch ganz nah an einem historischen Ortskern mit Blick auf eine Klosterkirche, auf die Fulda und ihre Auen – ohne Verzicht auf die Fascilitäten der Zeit wie adäquate digitale und verkehrliche Erschließung mit Taktverkehr zum ICE-Bahnhof, Autobahnanschluss und attraktiven Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf.

Haben Sie schon bestimmte Zielgruppen für das Wohnen im Klostergarten im Blick?
Ja, Menschen wie Du und ich. Junge Familien. Ich wohne jetzt mit meiner Familie in Kassel zur Miete, und wir haben uns überlegt, dass ein Wohnen im Klostergarten für uns mit den kleinen Kindern seinen Charme hätte.

Warum kommt Vitos Kurhessen auf die Idee, die Klostergärten für den Wohnungsbau zu öffnen? Weil Wohnraum nicht nur in Frankfurt, sondern auch in Guxhagen knapp ist?
Guxhagen ist nicht Frankfurt, aber es ist auch ein attraktiver, sehr gesuchter Wohnort. Wir wollen Guxhagen zusätzlichen attraktiven Wohnraum schenken und zugleich unseren Auftrag als Vitos auf zeitgemäße Weise verwirklichen. Wir wollen, dass die Menschen, die bei uns als Vitos wohnen, mit uns als Bürger von Guxhagen wohnen. Es ist der Gedanke der Inklusion, der die Klostergärten für uns alle öffnet. Und dieser Gedanke der Inklusion reicht weit über die Unterscheidung der Menschen danach hinaus, ob sie krank oder nicht-krank sind, traurig oder selbstbewusst, jung oder alt, dick oder dünn. Inklusion heißt: Alle gehören dazu. Wir ziehen einen großen, weiten Kreis, in dem alle leben.

Wollen das denn alle: Zusammenleben? Und wie führen Sie die Menschen zusammen?
Alle wollen das Zusammenleben vielleicht nicht. Aber viele und immer mehr. Die Menschen in unserer Gesellschaft öffnen sich seit vielen Jahren in so vielfältiger Weise gegenüber anderen. Der Kanon dessen, was normal sei, wird immer vielstimmiger. Behandlungsmöglichkeiten werden besser, zielgenauer und erfolgreicher, und manche vermeintliche Krankheit oder Abweichung von der Norm wird längst nicht mehr als solche wahrgenommen: Seit wir nicht mehr erklären, dass Linkshänder zu sein ein Problem sei, das es wie eine schlimme Krankheit zu überwinden gelte, ist es kein Problem mehr, Linkshänder zu sein. Und wir definieren den anderen nicht mehr durch sein Linkshänder-Sein, sondern wir nennen ihn beim Namen. So führen sich die Menschen wiederum ganz von selbst zusammen, indem sie sich beim Namen nennen und einander wahrnehmen in all ihrer bereichernden Unterschiedlichkeit.

Gibt es  Interessenten, die in den Klostergärten ganz bewusst in einer vielfältigen  Nachbarschaft leben möchten?
Ja, das Interesse ist tatsächlich für uns ebenso erfreulich wie unerwartet groß. Wir kriegen am laufenden Band Anfragen.

Welche Typen von Häusern und Wohnungen werden denn entstehen?
Wir haben einen Masterplan, der eine Bebauung entlang der Innenseite der Klostermauer vorsieht. Es werden keine Villen entstehen, sondern Appartements, Wohnungen und Häuser für Einzelpersonen bis hin zu Familien. Aber wir werden keine konventionelle Reihenhaussiedlung bauen, sondern ein Quartier, das sich im historischen Ort einordnet und dadurch seine  Qualität erlangt.

Bis wann ist die Planung abgeschlossen?
Diese Frage kann ich nicht  mit einem festen Datum beantworten, denn ein komplexer Prozess liegt vor uns. Wir suchen derzeit nach einem Projektentwickler, der das weitere Vorgehen kompetent konzipieren wird. Dann suchen wir einen Investor. Und als Unternehmen der öffentlichen Hand unterliegen wir strikten Vergaberichtlinien. Aber Ende 2019 oder Anfang 2020 sollte ein erster Zeitplan vorliegen, auf dessen Basis wir die weiteren Schritte planen können. Dabei hat die Vorbereitung des Projektes längst begonnen. Wir haben nicht nur den Masterplan, sondern wir setzen ihn auch um, indem wir die ersten Gebäude rund um die Klosterkirche abreißen.

Kann ich im Quartier in den Klostergärten mieten oder kaufen?
Diese Frage ist noch nicht beantwortet. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein Investor das Quartier errichtet  und ausschließlich vermietet. Es ist aber ebenso denkbar, dass individuelle Bauherren zum Zuge kommen. Oder eine Mischform aus beiden Konzepten. Aber eines steht fest: Das Eigentum an den Grundstücken wird nur auf Zeit in Form von Erbpacht verliehen.

Wenn ich als Käufer das Grundstück nur pachten kann, was heißt das für mich?
Sie können über das Grundstück verfügen wie ein Eigentümer. Sie haben eigentumsgleiche Rechte, aber eben nur auf Zeit. Erbpachtverträge werden auf 60 bis 99 Jahre geschlossen. Für diese Zeit ist regelmäßig ein Pachtzins fällig. Der Pächter muss also keinen Kaufpreis finanzieren.  Mit dem Ende der Pachtzeit fällt das Grundstück an den Verpächter zurück samt Aufbauten. Aber der Pachtvertrag kann verlängert werden, während für die Aufbauten beim Rückfall des Grundstücks an den Verpächter eine Entschädigung gezahlt wird. Wir arbeiten an den Modalitäten und wollen ein Angebot vorlegen, dass unser Projekt ermöglichen und nicht verhindern wird.

Ab wann kann ich bei wem kaufen oder mieten?
Eine seriöse Antwort auf diese Frage können wir erst geben, wenn Ende 2019/Anfang 2020 unser Zeitplan vorliegt und die Frage nach dem Investorenkonzept geklärt ist.

Wie hoch werden die Kauf- und Mietpreise sein?
Ortsüblich und sachgerecht. Mehr kann ich auf seriöse Weise derzeit nicht sagen. Da das Grundstück gepachtet und sein Kauf nicht finanziert wird, sollte aber schon allein die Erbpacht die Kosten dämpfen, und Vitos als Eigentümer der Fläche ist ein gemeinnütziges und kein renditeorientiertes Unternehmen.

Wie und wo kann ich mich weiter informieren?
Auf dieser Website, die wir regelmäßig aktualisieren, und telefonisch bei Andrea André:
andrea.andre@vitos-kurhessen.de

 

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